Toggenburger 'Seven Summits'
Über die 7 Churfirsten an einem Tag
ca. 3 Minuten LesezeitAlle sieben Churfirsten an einem Tag besteigen? Dass dabei mehr als 3500 Höhenmeter zu bezwingen sind, liess uns zweifeln, ob das für uns wirklich machbar wäre. Versuchen könnte man es ja... Aber wenn schon, denn schon: Es sollte eine Tour 'by fair means' geben - also ohne Zuhilfenahme von Seilbahnen. Anfahrt mit dem PW nach Starkenbach, wo wir um 03.15 Uhr im Licht der Stirnlampen Richtung Strichboden starten. Bald zeigt sich auch der (Beinahe-)Vollmond, welcher Säntis, Altmann und Co. mystisch erstrahlen lässt.
Nach einem schönen Aufstieg bei Sonnenaufgang finden wir uns bald auf dem Selun, unserem ersten Tagesziel. Hier geniessen wir die imposante Aussicht auf den Walensee und ins Glarnerland.
Auf etwa 2000m verlassen wir den Grasrücken und steigen über die (mit orangen Punkten markierte) Ostseite hinunter. Auf etwa 1900m queren wir zum Fusse des Frümsel, welchen wir auf dem steilen Wanderweg besteigen. Um 8 Uhr stehen wir auf dem Gipfel des Frümsel. Hier treffen wir zum ersten Mal auf andere Wanderer.
Nun geht es weiter Richtung Brisi. Dazu steigen wir vom Frümsel bis fast zur Alp Torloch ab und queren auf ca. 1800m zu P.1797 unterhalb des Brisi. Mit erleichtertem Gepäck und geht es nun auf dem breiten Grasrücken hoch zum dritten der angestrebten sieben Gipfel, dem Brisi. Oben angekommen - die Aussicht, oh Wunder, etwa dieselbe wie vom Frümsel - ziehen wir unser Mittagessen vor und gönnen uns eine etwas längere Pause. Noch sind wir gut im Zeitplan. Und von der Motivation und Kondition scheints auch noch zu stimmen.
Nach dem Abstieg zurück zu P.1797 gehts durchs Brisital, vorbei an P.1828 zum Fusse des Zuestoll. Dieser verspricht die alpinistisch schönste Route heute. Über den markierten (aber nicht in der Karte eingetragenen) Pfad unterhalb der Felsen auf der Westseite geht's nun hoch zum Sattel auf ca. 2100m. Nun folgt ein kurzer Anstieg auf dem Grasrücken, bevor über eine kurze Kletterstelle der Gipfel des Zuestoll erreicht wird. Unterdessen ist es ca. 14 Uhr.
Vom Zuestoll steigen wir auf dem Normalweg ab bis zum P. 1737. Unsere Beine sind schon ziemlich müde, und der Gipfel des Schibenstoll scheint unerreichbar weit entfernt - der Moment ist gekommen, wo wir zweifeln, ob wir die Tour wirklich schaffen werden. Auch ziehen allmählich einige Wolken auf - wird das Wetter gut bleiben? Unterhalb des Schibenstolls machen wir nochmals ein Rucksackdepot und steigen langsam, aber stetig auf dem Wanderweg hoch zum fünften Gipfel heute, dem Schibenstoll, den wir kurz vor 16 Uhr erreichen.
Zurück beim Rucksackdepot müssen wir nun den Schibenstoll nördlich umgehen, um ins Gluristal zu gelangen. Hier halten wir uns aber zu direkt unterhalb der Felswand und finden uns in einem steilen Grasband zwischen zwei Felsen wieder. So gehen wir wieder etwas nördlich und können schliesslich zum Gluristal absteigen. Mühsam geht es nun durchs Gluristal, südlich von P.1899 vorbei auf den Wanderweg, der uns zum Glurissattel führt. Nun ist es bald geschafft: Noch 300 Höhenmeter, und wir stehen auf dem Hinderrugg, dem sechsten (und höchsten) Gipfel heute.
Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung zum Chäserrugg - die sieben Churfirstengipfel sind geschafft!
Nun ist es kurz nach 19 Uhr - auf dem Chäserrugg ist kein Mensch mehr anzutreffen. Die Wolken haben sich unterdessen wieder verzogen. Der Abstieg vom Chäserrugg nach Unterwasser wird zu einer schönen Abendwanderung - mit schmerzenden Beinen zwar. Kurz nach Sonnenuntergang erreichen wir Unterwasser - wir sind am Ziel!
Mit dem Taxi geht's zurück nach Starkenbach, und von dort mit dem PW nach Hause - müde, aber sehr glücklich und zufrieden. Fazit: Für uns beide war dies die bisher längste und konditionell anspruchsvollste Wanderung. Wir hatten bewusst ein gemässigtes Tempo gewählt und mussten uns nie beeilen, um noch das letzte Bähnlein zu erwischen - das hat sich sehr gelohnt. Den ganzen Tag, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, zu Fuss unterwegs zu sein, war ein einmaliges Erlebnis, welches uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Ausrüstung: Leichte Wanderbekleidung und leichte Wanderschuhe, Teleskopstöcke, viele Energieriegel und ca. 4l Flüssigkeit pro Person (haben wir schlussendlich aber nicht gebraucht).
- Datum
27. Juni 2010
- Region
St. Gallen
- Teilnehmer
Tina I.
Alex
- Höhenmeter
3880m Aufstieg
3880m Abstieg
- Distanz28km
- SchwierigkeitT4