Fiescherhörner mit Biwak
Übernachten auf fast 4000m
ca. 4 Minuten LesezeitFür das lange, sonnige Wochenende war Grosses geplant: Zuerst einen Tag Akklimatisation im Jungfraugebiet und anschliessend die Überschreitung des Aletschhorns zusammen mit 👋Danny und einem weiteren Kollegen. Leider kam alles etwas anders - aber trotzdem werden mir diese beiden Tage als Abenteuer in Erinnerung bleiben. Am Mittwochabend fahre ich mit der letzten Verbindung von Zürich nach Lauterbrunnen und mit der Wengenbahn bis zur Station Wengwald. Gleich hinter dem kleinen Stationsgebäude lässt es sich vorzüglich biwakieren. Mein Rucksack ist prall gefüllt: Neben der Ski-Hochtourenausrüstung ist Essen für vier Tage, ein Kocher und das ganze Biwakzeugs (Schlafsack, Mätteli, Biwaksack) mit dabei.
Am Donnerstag steige ich der ersten Bahn, die zur Kleinen Scheidegg fährt, zu. Die Bahn ist prall gefüllt mit über hundert Skitourenfahrern und Touristen. Die meisten von ihnen haben die Abfahrt über die Lötschenlücke vor. Mich zieht es von der Bergstation Jungfraujoch in Richtung Mönchsjochhütte. Das Wetter scheint perfekt zu werden: Keine Wolke ist am Himmel auszumachen.
Nach einer kurzen Pause in der Mönchsjochhütte fahre ich über den gut eingeschneiten Gletscher (Ewigschneefeld - nomen est omen) bis auf ca. 3230m ab und wechsle dort in den Aufstiegsmodus.
Die Sonne scheint nun schon unerbärmlich und ich gehe den Aufstieg zum Fieschersattel gemächlich an. Unterwegs koche ich mir eine Bouillonsuppe und später noch einen Kaffee - die Vorzüge der Komplettausrüstung halt. Heute bin ich bei weitem nicht der einzige, der zum Fieschersattel hochsteigt. Viele nutzen den Übergang für den Zustieg zur Finsteraarhornhütte. Der Aufstieg auf der Route 494a ist bis auf ca. 3750m angenehm steil. Vor dem Fieschersattel steilt das Gelände jedoch auf, und irgendwann mal ist fertig mit Spitzkehren. Ich deponiere meine Skis und steige zu Fuss die letzten Meter zum Sattel hoch. Im Sattel angekommen, schaue ich mich nach einem geeigneten Biwakplatz um und werde schlussendlich neben einem kleinen Felsen, direkt neben dem Ausstieg, fündig. Unterdessen bläst ein unangenehmer Wind und ich bin froh, dass ich hinter dem Felsen eine etwas windgeschützte Grube ausheben kann.
Den Rest des Nachmittags verbringe ich am Sattel, und als die letzten anderen Skibergsteiger verschwunden sind, legt sich auch der Wind. So nehme ich den Aufstieg zum Gross Fiescherhorn in Angriff und kann die Ruhe am Berg geniessen. Es ist ein schönes Gefühl, am Abend um 18 Uhr alleine auf 4000 Metern zu sitzen.
Unterdessen macht sich die Höhe aber immer mehr bemerkbar, und ich steige wieder zurück zum Biwakplatz im Fieschersattel. Mit Kopfschmerzen und Unwohlsein ist mir denn auch gar nicht mehr so nach Essen, und so lege ich mich schlafen, bevor die Sonne untergeht. Im Schlafsack mit Sonnenbrille - schon etwas merkwürdig.
In der Nacht wird es ziemlich kalt, aber im warmen Schlafsack ist es wohlig warm, und so muss ich mich regelrecht dazu überwinden, mich morgens um 6 Uhr aus dem Schlafsack zu schälen und ein paar Fotos vom Sonnenaufgang zu schiessen.
Der Kopf schmerzt immer mehr und die Appetitlosigkeit hält an. Trotzdem wage ich einen zweiten Abstecher vom Sattel zum Klein Fiescherhorn, das zu Fuss durch den Schnee nicht so angenehm zu erreichen ist (mit Skis wäre definitiv angenehmer). Später koche ich mir dann doch etwas kleines und begebe mich bald einmal an den Abstieg und die Abfahrt zurück zum Ewigschneefeld.
Ausgemacht gewesen wäre nun, dass ich mich mit meinen beiden Kollegen am Konkordiaplatz treffe und wir zusammen zum Mittelaletschbiwak fahren/steigen. Mit den Anzeichen der Höhenkrankheit und den müden Beinen rechne ich mir jedoch keine grossen Chancen mehr aus, und entschliesse mich, die Tour zu beenden. Der Aufstieg zurück zur Mönchsjochhütte bestätigt mir, dass die Entscheidung richtig war: Die Luft ist irgendwie draussen. Und das Aletschhorn kann warten.
Fazit: Es war sicherlich naiv von mir zu meinen, ich könnte gleich von null auf hundert und das Biwakzeugs auf fast 4000m zu schleppen und dort oben zu akklimatisieren. Auch war es unklug, so viel Zeugs für eine viertägige Tour mitzunehmen. Den Schlafsack wollte ich sowieso dabei haben, falls wir im Mittelaletschbiwak zu wenig Platz gehabt hätten. Wenn ich das Aletschhorn wieder einmal in Angriff nehme, werde ich mich auf die nötigste Ausrüstung beschränken und eine gescheitere Akklimatisierungsstrategie zurechtlegen. Nichtsdestotrotz - ein Biwak alleine auf fast 4000m ist etwas, das ich nicht so schnell wieder vergessen werde.
- Datum
5. Mai 2016
bis 6. Mai 2016
- Region
Wallis
- Teilnehmer
Alex
- Höhenmeter
1450m Aufstieg
1450m Abstieg
- Distanz17km
- SchwierigkeitWS+IIWS+