Pizzo del Narèt
Frühlingstour im Bedrettotal mit Wetterglück
ca. 3 Minuten LesezeitSchon länger hatten Matthias und ich zwei Wochenenden reserviert für eine Skihochtour. Am ersten der beiden Wochenenden war das Wetter schlecht und die Lawinengefahr hoch für ein Abenteuer im Hochgebirge, und auch diesmal scheint es nicht zu klappen – es ist anfangs Mai und die Meteorologen prognostizieren Schnee bis in die Niederungen und starken Wind.
Intensiv studieren wir die Wetterprognosen und kommen schliesslich zum Schluss, dass im Bedrettotal am Samstag das Wetter am vielversprechendsten tönt. Da von Norden übergreifende Wolken und Niederschläge zu erwarten sind, wählen wir die südliche Talseite des Bedrettos und einigen uns für die Cristallina als Gipfelziel.
Mit dem öV und den Auto reisen wir vom Unterland durch den Gotthard ins Bedrettotal und lassen das Auto in Ossasco stehen – zu unserem Erstaunen ist der Parkplatz leer und wir scheinen die einzigen zu sein, die heute in Richtung Val Torta aufbrechen wollen.
Wir wählen für den Aufstieg die Sommerroute und tragen die Skier die ersten Höhenmeter auf dem nur noch spärlich mit Schnee bedecktem Wanderweg. Bald schon können wir die Skier jedoch an die Füsse schnallen, und spätestens ab der Alpe di Cristallina finden wir eine durchgängige Schneedecke vor.
Das Val Torta ist generell lawinengefährdet; doch dank der warmen Frühlingstage der vergangenen Wochen sind die meisten Hänge schon entladen, und unsere Herausforderung besteht lediglich darin, mit möglichst wenig Höhenverlust den Lawinenkegeln auszuweichen, oder diese zu queren. Noch ist das Wetter gut, und wir freuen uns über die einsame Berglandschaft und die Ruhe. Von hinten (Norden) beginnen die Wolken jedoch immer mehr überzuschwappen, und über dem Pizzo Pesciora sieht es schon bedrohlich grau aus.
Als wir bei P.2150 ankommen, haben die Wolken im hinteren Val Torta schon Überhand genommen. Wir entscheiden uns deshalb spontan, auf die Cristallina zu verzichten und fassen stattdessen den Pizzo del Narèt ins Auge – dieser etwas niedrigere, einfach zu erreichende Gipfel liegt noch in der Sonne.
Im Aufstieg zum Passo del Narèt befindet sich ein einsamer Schneeschuhläufer (stellt sich im Nachgang als Luca aka 🔗Sky von Hikr.org heraus), dessen Spur wir nun folgen. Auf dem Pass angekommen, können wir bereits das grandiose Panorama über das Nordtessin geniessen. Noch ist alles in weiss gekleidet, und am Himmel türmen sich Quellwolken.
Der Gipfelhang ist dann noch länger als gedacht, doch bald schon stehen wir oben am Skidepot und können uns für den erreichten Gipfel gratulieren.
Nach einer Pause mahnt das Wetter aber schon bald wieder zum Aufbruch. Der Schnee präsentiert sich oben erstaunlich pulvrig, und nach einer etwas mühsam zu fahrenden Zwischenphase befinden wir uns schon bald auf schönstem Frühlingssulz, der bis weit hinunter ins Val Torte sehr angenehm zu fahren ist.
Die Abfahrt durch den Wald hinunter nach Ossasco ist dann mehr Arbeit als Vergnügen, doch schliesslich gilt es, möglichst lange die Skier an den Füssen zu behalten und die Tragepassage kurz zu halten.
Bald einmal sind wir wieder unten, und freuen uns über die gelungene Skitour. Nach einer Pizza im Ristorante Cristallina in Airolo machen wir uns auf den Heimweg – und müssen dafür nach Quinto runter fahren, um uns hinten am Gotthard-Stau anzustellen.
- Datum
4. Mai 2019
- Region
Schweiz
- Teilnehmer
Alex
Matthias N.
- Höhenmeter
1284m Aufstieg
1284m Abstieg
- Distanz14km
- SchwierigkeitWS