Vanil Noir
Überschreitung Süd-Nord
ca. 3 Minuten LesezeitEndlich ist die Wandersaison eröffnet! Zwar stehen die Skier noch immer griffbereit für eine allfällige Skitour – doch so richtig Lust darauf habe ich nicht mehr. Die heutige Tour organisiere ich im Rahmen des Jubiläumsjahrs des Sportvereins meines ehemaligen Arbeitgebers. Entsprechend ist das Datum schon lange festgelegt – und das Wetter spielt mit!
Bereits um 4.30 Uhr fährt mein Zug in St.Gallen los – so bin ich rechtzeitig in Zürich, wo wir uns um 6 Uhr verabredet haben. Mit dem Auto fahren wir via Bern und Fribourg – Bulle nach Grandvillard im Greyerzerland und weiter zum Parkplatz Les Baudes auf knapp 1300m. Kurz vor 9 Uhr können wir dort starten. Wir sind heute zu viert: Gosia, Urs, Peter und ich.
Nach einer guten halben Stunde erreichen wir die Cabane Bounavaux, die seit 1-2 Wochen wieder geöffnet hat. Hier verpflegen wir uns, bevor wir dem Wanderweg nach Bounavalette und weiter zum Plan des Eaux folgen. Schnee liegt auf dieser Seite des Vanil Noir nur noch vereinzelt; der Weg führt über keines der steilen Schneefelder mehr. Die Blicke in die mächtige Westwand des Vanil Noir sind beeindruckend! Während des Aufstiegs erinnere ich mich zurück an 🔗meine Tour von vor 5 Jahren, als ich im Alpstall von Bounavalette biwakiert hatte und am darauffolgenden Tag über den Nordgrat auf den Gipfel gestiegen war.
Auf dem Plan des Eaux, einer kleinen ebene in der sonst steilen Landschaft, legen wir nochmals eine kurze Pause ein und unterhalten uns mit drei jüngeren Romands, die soeben vom Vanil Noir runtergekommen sind. Sie berichten von feuchten Verhältnissen und sind offensichtlich froh, dass sie heil über den Berg gekommen sind. Vorsichtig steigen wir auf dem Weg in Richtung der steilen Südflanke. In der Tat ist der Weg hier ziemlich feucht, und das Gehen erfordert volle Konzentration. Bei mir macht sich bemerkbar, dass ich schon länger nicht mehr in ausgesetztem Gelände unterwegs war, und ich bin froh um die Sicherungsketten, an denen ich mich hier und da festhalten kann.
Die Traverse ist aber nicht sehr lang, und schon bald stehen wir beim Vorgipfelchen. Von hier sind es nur noch ein paar Höhenmeter bis zum markanten Gipfelkreuz. Oben angekommen – es ist nun ca. 11.30 Uhr – trinken wir etwas und geniessen die Aussicht. Es bilden sich allmählich Quellwolken und für den Nachmittag sind Gewitter angesagt. Wir bleiben deshalb nicht zu lange oben und überlegen uns schon bald, wo wir absteigen wollen. Ich entscheide mich für den Nordgrat, da ich diesen felsig in Erinnerung habe und die schmierige Südflanke nicht unbedingt im Abstieg begehen möchte.
Auf der Strecke vom Gipfel zum Pas de la Borière ist die Stelle auf ca. 2360m zurzeit die heikelste. Hier ist der Weg schrofig und das Gelände abschüssig, und es finden sich keine Sicherungsketten – Vorsicht ist deshalb angebracht. Der Grateinschnitt beim Pass ist dagegen harmlos, seit er mit Seilen versichert wurde. Nun verlassen wir den Wanderweg, der uns weiter nach Les Marindes führen würde. Wir begeben uns stattdessen auf Wegspuren auf den Grat und folgen der Gratschneide bis zur Tête de l’Herbette. Dieser Abschnitt ist sehr schön zu begehen, und die Tiefblicke sind beeindruckend. Noch schöner ist es jedoch, dem Grat in die andere Richtung zu folgen, weil man dann mehr im Auf- statt im Abstieg begehen kann. Auf der Tête de l’Herbette angekommen, gönnen wir uns die Sandwiches aus dem Rucksack. Nun folgen wir dem Grat nach NO bis auf 2180m und gelangen so auf den weiss-blau-weiss markierten Wanderweg. Diesem folgen wir bis zum Col de Bounavalette und weiter bis zur Cabane de Bounavaux. Von hier können wir bei einem kühlen Panaché einen Blick zurück auf die Traverse werfen.
Das beste folgt zum Schluss: Beim Abstieg zurück zum Parkplatz Les Baudes machen wir einen Abstecher zum Lac de Coudré und geniessen ein erfrischendes Bad im kühlen Türkisblau.
- Datum
6. Juni 2015
- Region
Fribourg
- Teilnehmer
Alex
Urs G.
Sportclub SwissLife
Gosia G.
- Höhenmeter
1100m Aufstieg
1100m Abstieg
- Distanz9km
- SchwierigkeitT5